
Bald Wallfahrtskirche? St. Johannis zu Lassan
Lassan war im TV, als katholische Hochburg und möglicher Wallfahrtsort. Nein, dies ist kein verspäteter Aprilscherzartikel. Gestern Abend zur besten Sendezeit, die manche Primetime nennen, war sie zu sehen, die schönste Kleinststadt Vorpommerns. Ab 20:15 Uhr für 89 Minuten.
Der katholische Pfarrer Guido Braun alias Ottfried Fischer weilte im hohen Norden Deutschlands (siehe auch hier). Nicht um zu ottern oder zu fischen, sondern um für zwei neue Folgen der beliebten ARD-Reihe zu ermitteln. Lassan diente hierbei lediglich als anonymisierte TV-Kulisse einer katholischen Pfarrstelle. (Pastor Guido Braun: „Ich bringe das Licht des Katholizismus in die protestantische Finsternis.“) Innerhalb der Handlung heißt das Ackerbürger- und Kulissenstädtchen nicht Lassan – der Name erscheint traurigerweise nicht einmal auf der Homepage zur Serie – sondern Blankenwalde, welches sich noch dazu auf der Insel Usedom befinden soll. Blankenwalde ist allerdings nicht so weit hergeholt, denn der Stadtname Lassan leitet sich aus einer slawischen Bezeichnung ab und kann am ehesten mit Waldheim oder Waldhausen widergegeben werden. Dafür taucht der Name einer anderen Kleinstadt Ostvorpommerns als Familienname im Film auf: Gützkow.
Viele Schweine, viele Arbeitsplätze
Die erste Folge der Usedom-Reihe trug den Titel „Schwein gehabt!“, wobei mir der Arbeitstitel besser gefallen hat: „Tausend Schweine und ein Mord“. Allerdings hätte dies eine Untertreibung bedeutet, denn Lassan, Verzeihung: Blankenwalde konnte zirka 20.000 Schweine und zwei Morde vorweisen, zuzüglich fünf Katholiken, deren Anzahl sich im Lauf der Handlung schon bald um eins verringerte, da einer dem ersten Mord zum Opfer fiel.
Hier die Inhaltsangabe der ARD:
„Pfarrer Guido Braun wird auf die Ostseeinsel Usedom versetzt. Mitten im protestantischen Vorpommern will Bischof Hemmelrath (Hans-Michael Rehberg) einen katholischen Wallfahrtsort errichten. Der vor 100 Jahren verstorbene Pfarrer Mangelreich soll hierfür seliggesprochen werden, und Braun muss prüfen, ob dieser tatsächlich ein Heiliger war. Kaum hat Braun mit seiner Haushälterin Margot Roßhauptner (Hansi Jochmann) das neue Pfarrhaus bezogen, da stirbt der Schweinezüchter Gützkow (Kaspar Eichel) bei einem Jagdunfall. Von seinem Tod profitieren die Gegner eines geplanten Schweinemastbetriebs, mit dem der windige West-Geschäftsmann Joseph Köpplinger (Alexander Held) das große Geld scheffeln will.
Weniger Krimi, mehr Komödie
Wer’s gesehen hat, weiß bescheid. Große Krimispannung kommt bei Pfarrer Braun nicht auf, die unsichtbaren Morde passieren eher am Rande, der ins Lachhafte verzerrte kleinbürgerliche Alltag steht im Mittelpunkt. Die Protagonisten hangeln sich zwischen oberalbern und omasympathisch durch die Handlung. Ab und an lässt Hochwürden ein Bonmot fallen, diesmal ging’s um Schweine: „Ist das Schwein tot, hat es viele Freunde.“ – „Vom Regen in die Jauche.“ – „Das Schwein nimmt zu, das Korn nimmt ab.“ etc. Was will man als Zuschauer bei 20.000 Mastschweinen und vier Katholiken auch erwarten?
In einer Woche bekommt Ottfried Fischer eine neue Chance. In einem weiteren Mordfall ermittelt Hochwürden am 8. April: „Pfarrer Braun: Kur mit Schatten„. Dann wird sich die Handlung wohl mehr auf die Insel Usedom verlagern, ein wenig Ostsee muss eben auch mal zu sehen sein: Im Grandhotel Ahlbeck weilt die verheiratete Endvierzigerin und Milliardärin Christa Menges und lässt sich auf eine stürmische Affäre mit dem gut aussehenden Litauer Wiktor Radziwill ein, dem sie aus lauter Liebe fünf Millionen Euro schenkt. Alles klar? Ähnlichkeiten und zeitliche Parallelen mit dem Fall Helg Sgarbi und Susanne Klatten, ihres Zeichens reichste Frau Deutschlands, sind sicherlich rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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